Frei nach Annette von Droste-Hülshoff: „Am Turme“:
Ich steh auf hohem Balkone am Turm, Umkreist vom kieksenden Falken, Und lass gleich einer Thyade den Sturm Mir wühlen im flatternden Haare; O wilder Wolkenreiter, o schöner Blitz, Ich möchte dich kräftig umschlingen, Und, Aug in Aug, nahe dem Abyss Auf Tod und Leben dann ringen!
Mal stürmisch, mal heiter – Fantasien, bei Wind und Wetter sind sie stets willkommener Begleiter. Ich singe meine Lieder hier und gedenke Annetten – vielleicht weht dieses Lied ja bis zu ihr?
Und drüben am Rathaus seh ich die Flagge wehn Seh auf und nieder die Tauben sich drehn O, sitzen möcht ich im schaukelnden Schiff, Das Steuerrad ergreifen Und zischend über das brandende Riff Wie eine Seemöwe streifen.
Dem Himmel so nahe auf meiner luftigen Warte Schaue ich staunend und froh Hinab und weiß schon ohne Karte Die Kirchen, die Namen der Häuser. Nach Dekaden und Dekaden der Herren Lässt nun ein Wesen der anderen Art Den Wind an den Haaren zerren…